das steuer monster ii

„Nur eine kleine Spende!“ – und plötzlich steckt dein Server im Endgame der Steuerregeln

Eine harmlose Spende- und der Anfang vom Endboss

Es beginnt immer harmlos.
Ein paar Euro für die Serverkosten. Ein VIP-Rang hier, ein Dankeschön da.
Nichts, was den Puls steigen lässt.

Doch genau hier könnte die Geschichte kippen.

Denn zwischen „nur eine kleine Spende“ und der Endgame-Phase deutscher Steuer- und Haftungsregeln liegen oft nur ein paar Klicks- und ein Finanzbeamter, der neugierig geworden ist.

Viele Serverbetreiber unterschätzen das.
Und das könnte teuer werden.

Warum Spenden im Gaming so schnell heikel werden

Gaming-Server brauchen Geld.
Rust, Conan, SCUM, Minecraft- egal welches Spiel: Serverkosten sind real.
Deshalb sammelt fast jede Community Geld.

Der Denkfehler:
„Spenden sind steuerfrei.“

Auf 123recht.de wird ein zentraler Punkt hervorgehoben:

„Steuerfrei sind nur echte Schenkungen ohne Gegenleistung. Wenn das Geld dem Betrieb eines Projekts dient, könnte es als Einnahme gelten.“
(Quelle: 123recht.de- Diskussion zu Serverspenden)

Damit wird klar:
Sobald das Geld dem Betrieb eines Angebots dient, könnte es steuerlich relevant sein.

Das bedeutet:

  • „Spende“ ist ein Alltagswort, aber kein juristisches
  • zweckgebundene Zahlungen könnten als Einnahmen gelten
  • Einnahmen könnten steuerpflichtig sein
  • Kleinunternehmerregel hilft- aber nur, wenn sie überhaupt passt

Kurz:
Nur weil jemand „Spende“ sagt, wird sie steuerlich noch lange nicht so behandelt.

VIP-Ränge: Der schnellste Weg ins steuerliche Endgame

Viele Server bieten:

  • Prioritätswarteschlangen
  • Ingame-Kits
  • Teleport-Boni
  • farbige Namen
  • kosmetische Features
  • Discord-VIP-Rollen

Das sieht aus wie Dankeschöns.
Es könnte aber wie eine Dienstleistung bewertet werden.

Im Juraforum wird genau dieses Risiko angesprochen:

„Wenn ein Nutzer für eine Zahlung Vorteile erhält, könnte das als entgeltliche Leistung gelten.“
(Quelle: Juraforum- Diskussion ‚Spenderdienstleistungen Gameserver‘)

Das wäre juristisch brisant.
Denn dann wäre denkbar, dass:

  • eine gewerbliche Tätigkeit vorliegt
  • bestimmte Pflichten greifen (AGB, Widerruf, DSGVO-Themen)
  • Umsatzsteuer relevant wird
  • Abmahnungen möglich sind
  • ein Impressum verpflichtend erscheint

Mit anderen Worten:
Ein VIP-Paket könnte aus deinem Hobby ein Unternehmen machen.

Und viele merken es erst, wenn es zu spät ist.

Eigentlich wolltest du nur einen Server aufmachen - und jetzt stapelt sich der Orga-Kram? Wie du das Problem liest, erfährst du am Ende de Beitrags.
Eigentlich wolltest du nur einen Server aufmachen – und jetzt stapelt sich der Orga-Kram? Wie du das Problem liest, erfährst du am Ende de Beitrags.

Das unterschätzte Risiko: Die stille GbR

Noch ein Klassiker:

„Wir teilen uns die Serverkosten.“

Klingt nett, solidarisch, unkompliziert.

Aber:
Im deutschen Recht könnte genau das reichen, damit eine GbR entsteht- ganz ohne schriftlichen Vertrag, ganz ohne Absprache.

Eine GbR bedeutet im Extremfall:

  • alle sind gemeinsam verantwortlich
  • alle haften persönlich
  • jeder kann von außen belangt werden
  • jeder steht für Fehler der anderen ein

Eine stille GbR ist wie ein Dungeon, in dem du spawnst, ohne jemals die Quest angenommen zu haben.

Sie kann entstehen, wenn:

  • mehrere Admins gemeinsam Geld verwalten
  • eine Community-Kasse gemeinschaftlich geführt wird
  • mehrere Personen „zusammen“ Serverleistungen anbieten

Und dann gilt:
Alle haften. Für alles. Mit ihrem Privatvermögen.

Impressum & Plattformrisiken: Das unterschätzte Doppelproblem

In einem Reddit-Thread zu Gameserver-Impressen taucht die typische Frage auf:

„Braucht mein Server ein Impressum?“
(Quelle: r/LegalAdviceGerman- Impressumspflicht Gameserver)

Die Diskussion zeigt:
Sobald öffentlich kommuniziert wird oder Geld fließt, könnte eine Impressumspflicht zumindest denkbar werden.

IT Media Law fasst es für Discord so zusammen:

„Wer eine Plattform betreibt, könnte als Diensteanbieter gelten und haftet unter Umständen für Inhalte.“
(Quelle: itmedialaw.com- Haftung bei Discord-Servern)

Heißt:
Wer öffentlich auftritt, dort regelmäßig kommuniziert und ggf. sogar Geld nimmt, auch wenn er es „Spende“ nennt, könnte rechtlich anders bewertet werden als eine Privatperson, die für ihre Familie einen geschlossenen Discortd-Server anbietet.

Das Kapitel ist zu groß für diesen Artikel – deshalb gibt es hier einen eigenen Beitrag dazu.
Aber das Risiko sollte man nicht ignorieren.

Worst-Case: Die Akte „Sven“

Ein Szenario, das denkbar wäre:

Der Streit zwischen zwei Teams ist erfolgreich beigelegt
Der Admin klopft dem Moderator virtuell auf die Schulter

Aber einer ist unzufrieden mit der Lösung, weil er seinen Kopf nicht durchsetzen konnte.
Sven.
Sven ist schon öfters auf dem Server als Troll aufgefallen. Jetzt gab es von euch mal eine klare Ansage.
Es folgen Komplimente aus der Community über eine sinnvolle „harte Kante“, die ihr gezeigt habt.

Sven zieht sich aus dem Spiel zurück.
Überfliegt die Homepage.
Klickt neugierig auf den Spendenlink.
Sieht VIP-Vorteile.
Sieht, dass kein Impressum da ist.
Sieht, dass Zahlungen „Serverunterstützung“ heißen.

Und meldet das Ganze – beim Finanzamt, bei der Verbraucherzentrale oder bei einem Wettbewerbsverein.

Der Rest ist ein Endboss, den niemand freiwillig spielt.

…die Weichen stellst du!

Ein Ausweg: Ein eingetragener Verein

Statt in juristische Bossphasen zu geraten, könnte ein e. V. helfen.

Ein Verein könnte:

  • offizielle Spenden annehmen und den Spendern sogar legal steuerwirksame Spendenbescheinigungen ausstellen
  • ein Impressum haben, das du nutzen kannst
  • Haftung bündeln, mit einer Gruppenversicherung
  • Einnahmen sauber verwalten
  • Transparenz schaffen
  • Rollen klar trennen
  • Ehrenamt strukturiert abbilden

Damit wird aus Chaos Struktur.
Aus Risiko wird Sicherheit.
Und aus „Nur eine kleine Spende“ wird ein sauberer Prozess.

Keine Sorge! Du musst keinen eigenen Verein gründen. Du kannst mit deinem Projekt dem FairPlay Gaming Hub e.V. beitreten. Einfach als eigene Vereins-Sparte

Fazit: Kleine Spenden, große Wirkung- im Guten wie im Schlechten

Ein kurzer Überblick:

  • Spenden könnten steuerpflichtig sein
  • VIP-Ränge könnten gewerblich wirken
  • mehrere Admins könnten eine GbR bilden
  • Impressumspflichten könnten entstehen
  • Haftungsrisiken könnten größer sein als gedacht

Die gute Nachricht:
Mit Struktur und klaren Zuständigkeiten lässt sich vieles entschärfen.

Bevor dein Server im Endgame landet, lohnt ein Blick auf die Spielmechanik dahinter.

Natürlich ersetzt der Artikel keine individuelle Rechtsberatung. Als solche ist er auch nicht gemeint.
Aber er zeigt, warum sich professionelle Serverbetreiber früher oder später für eine formelle und juristisch saubere Lösung entscheiden.

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