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Warum dein Discord-Server schneller abgemahnt wird, als du eine DDoS-Attacke abwehrst.

Donnerstagabend.
Du hast den DDoS-Sturm gerade hinter dir gelassen. Die CPU-Last sinkt, dein Mod-Team atmet auf, irgendjemand macht im Voice einen schlechten Witz über Layer-7-Angriffe – alles scheint unter Kontrolle.

Bis du am nächsten Morgen eine andere Art von Angriff abbekommst:
Eine formale Beschwerde.
Oder schlimmer: eine Abmahnung, ein Hinweis von Discord, eine Meldung bei Behörden.
Ganz ohne Bots. Ganz ohne Packet Flooding.
Und, Überraschung: Genau hier sind viele Gaming-Communities verwundbarer als bei jedem technischen Angriff.

In diesem Artikel schauen wir uns an, warum das so ist – und was du tun solltest, bevor jemand dein fehlendes Impressum härter trifft als jede DDoS-Welle.

1. Der Punkt, an dem dein Discord- oder Gaming-Server „geschäftsmäßig“ wird

Die entscheidende juristische Frage lautet: Betreibst du deinen Server geschäftsmäßig?

Das klingt nach Business, Umsatz, Rechnungen – aber der Begriff ist viel weiter gefasst.
Auf Reddit erklärt ein Anwalt im Thread zur Impressumspflicht für Gameserver sehr deutlich, dass geschäftsmäßig bereits vieles umfasst, was wir im Gaming-Alltag als harmlos ansehen – z. B. Spenden, wiederkehrende Benefits, VIP-Stufen oder die Finanzierung eines gemeinsamen Servers.

Kurz gesagt:
Wenn Geld fließt oder Vorteile gegen Geld gewährt werden, bist du sehr schnell raus aus der „privaten“ Zone.

Das betrifft:

  • PayPal-Pools
  • „Spenden zur Serverunterstützung“
  • VIP-Ränge / Prioritäts-Queue
  • Ingame-Boni für Unterstützer
  • Twitch-/YouTube-Verlinkungen zur Monetarisierung
  • Patreon / Ko-Fi / Subscriptions

Sobald dein Projekt stabil finanziert werden soll oder jemand dafür zahlt, dort zu sein oder Vorteile zu bekommen, wird es hart:

  • Impressumspflicht.
  • Informationelle Pflichten.
  • Haftungsfragen.

Auch kleine Communitys fallen darunter – und ja, auch Rust-Clans mit 25 Euro Mietserver im Monat.

2. Gilt das auch für Discord-Server? (Spoiler: ja, und die Quellen sind eindeutig)

Viele glauben, Discord sei eine Art rechtsfreier Freizeitkeller.
IT Media Law formuliert das allerdings glasklar: Betreiber eines Discord-Servers können rechtlich haften, wenn über ihren Server geschäftsmäßige Kommunikation läuft oder persönliche Daten verarbeitet werden.

Bei einem weiterer Fall auf „Frag-einen-Anwalt“ bestätigt Rechtsanwalt Thomas Mack:

Wenn ein Discord-Server nicht rein privat ist – was bei Gaming-Communities mit hunderten oder tausenden Nutzern praktisch ausgeschlossen ist – besteht Impressumspflicht. Nutzerzahlen, Regelwerk, Moderation, Bots oder Spenden reichen, um den Server als „öffentlich“ einzustufen.

Quelle: Frag einen Anwalt

Die Quintessenz:
Gaming + Öffentlichkeit + Organisation + Spenden = Impressumspflicht.

Und selbst wenn du argumentierst, alles sei „just for fun“:
Die Gerichte interessiert dein Spaßfaktor nicht. Sie schauen auf Strukturen.

Ausnahmen: Rein private Discord-Server, für Freunde oder Familien-Kommunikation, sind von der Impressumspflicht ausgenommen.

„Aber für öffentliche Server, auf denen zahlreiche Mitglieder anmelden oder die sogar einen kommerziellen Fokus haben, ist die Erstellung eines Impressums unverzichtbar.“

(Quelle: Rechtsanwalt und Fachanwalt für IT-Recht Marian Härtel)

3. Was passiert, wenn dein Server kein Impressum hat?

Jetzt wird’s unangenehm.
Ohne Impressum drohen:

Abmahnungen

Abmahnkosten liegen gerne zwischen 300 und 1.500 Euro.
Und ja, auch private Serverbetreiber wurden schon schadensersatzpflichtig gemacht.

Du hast kein Discord-Impressum? Beispiel, was dann passieren kann.
Du hast kein Discord-Impressum? Beispiel, was dann passieren kann.

Bußgelder

Behörden dürfen Bußgelder verhängen, wenn Informationspflichten fehlen.

Haftung für Inhalte anderer

Wenn du als Admin untätig bleibst, kann man dich trotz fehlender Gewinnerzielungsabsicht haftbar machen – z. B. für:

  • Urheberrechtsverstöße
  • Datenschutzverletzungen
  • extremistisches Material
  • Beleidigungen

IT Media Law weist ausdrücklich darauf hin, dass Discord-Server-Betreiber eine Mitverantwortung tragen, wenn ihre Community öffentlich zugänglich ist.

4. Worst Case: Der rechtliche Gegenangriff nach einer technischen Abwehr

Und genau darauf verlassen sich manche Angreifer, wenn die technischen Mittel nicht reichen.
Sie melden dich schlicht wegen eines formalen Verstoßes – und häufig landen sie damit einen Volltreffer.

Wenn du rechtliche Risiken reduzieren willst, musst du nicht Jura studieren.

Es reicht, ein paar grundlegende Dinge konsequent umzusetzen. Diese Maßnahmen dauern keine Stunden, sie kosten kaum Geld – aber sie schützen dich vor den meisten Angriffen, gegen die deine Firewall machtlos wäre.

1) Nutze ein Impressum

So banal es klingt: Ein korrektes Impressum verhindert rund 90 % aller Beschwerden, die Angreifer gerne als „Ersatzwaffe“ nutzen.
Viele Meldungen auf Discord, Reddit oder bei Behörden beziehen sich genau darauf, dass ein Server „nicht erreichbar“ oder „rechtlich nicht eindeutig“ sei.

Ein Impressum ist in wenigen Minuten erstellt – kostenlos über seriöse Generatoren, die die rechtlichen Mindestangaben korrekt ausweisen.

Und das Beste: Es wirkt sofort.
Wo ein Impressum steht, gibt es schlicht keinen Hebel mehr, mit dem jemand dich angreifen kann.

2) Dokumentiere Spenden klar und transparent

Nichts macht einen Server angreifbarer als unklare Formulierungen wie „Serverunterstützung“, „freiwillige Beiträge“ oder „VIP gegen Unterstützung“.
Wenn hier die Transparenz fehlt, entsteht der Eindruck, du würdest Einnahmen verstecken – und genau dieser Verdacht wird von Angreifern gerne genutzt.

Mach es einfach:
Erkläre offen, wohin das Geld fließt, wofür es genutzt wird und welche Gegenleistung es – falls überhaupt – gibt.
Und wenn ihr VIP-Ränge oder kosmetische Vorteile anbietet, dann benennt sie klar und transparent.
Nicht tricky formulieren. Nicht zwischen den Zeilen kommunizieren.
Klarheit ist dein Schutzschild.

3) Nutze – wenn möglich – eine rechtsfähige Struktur

Für viele Gaming-Communities ist ein eingetragener Verein (e. V.) die unkomplizierteste und zugleich sicherste Lösung.

Ein Verein schafft: eine saubere Haftungstrennung, klare Entscheidungsstrukturen, Rechtssicherheit bei Spenden und Mitgliedsbeiträgen, Transparenz gegenüber Spielern, Plattformen und Behörden. Und: Ein Verein ist weit weniger Bürokratie, als viele denken.

Oft kann man sich sogar als Sparte einem bestehenden Verein anschließen, sodass man die bestehenden rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Strukturen direkt mitnutzen kann – inklusive Impressum, Versicherungen und Verwaltungsrahmen.

Genau das bietet auch der FairPlay Gaming Hub e. V.:
Serverbetreiber können ihr Projekt als eigene Sparte einbringen und damit sofort die vollständige rechtliche Infrastruktur nutzen – ohne selbst Formulare ausfüllen oder Strukturen aufbauen zu müssen.

4) Mach dir klar: Rechtssicherheit ist kein Luxus – sie ist ein Schutzschild.

Ein Impressum zu erstellen, dauert fünf Minuten.
Eine Abmahnung zu bezahlen, dauert einen halben Monatslohn.

Viele Serverbetreiber investieren Stunden in Configs, Plugins und Sicherheit – aber nur Minuten in rechtliche Grundlagen.
Dabei entscheidet letzteres oft darüber, ob ein Community-Projekt stabil wächst oder in einem einzigen Vorfall kollabiert.

Rechtssicherheit muss nicht kompliziert sein.
Aber sie muss vorhanden sein.

F.A.Q. Impressumspflicht bei Discord Server

Disclaimer: Dieser Text ersetzt keine Rechtsberatung. Deinen individuellen Fall kann nur eine Anwältin oder ein Anwalt des Vertrauens prüfen und rechtssicher bewerten. Dieser Text gibt nur einordnende Hintergrundinformationen.

Zusammenfassend

Viele Gaming-Admins kennen jeden Layer einer DDoS-Attacke – aber nur wenige kennen die Layer der rechtlichen Realität.
Und genau deshalb werden sind Server heute häufiger über formale Lücken angreifbarer als über offene Ports.

Die gute Nachricht:
Man kann sich schützen.
Mit Klarheit, Transparenz, einer rechtsfähigen Struktur und einem Impressum, das härter ist als jede Firewall.

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